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Die Britische Post muss sicherlich als eine der wichtigsten Organisationen angesehen werden,
die jemals eingerichtet wurden. Der geschichtliche Hintergrund umfasst einige der wichtigsten
postalischen Ereignisse, die jemals stattgefunden haben, und zwar nicht nur in Großbritannien,
sondern weltweit. Es wird oft gesagt, „dass Geschichte auf dem Brief beruht“ --- ich glaube,
dass meine Präsentation dies als wahr beweist. Es sollte nicht überraschen, dass zahlreiche
Briefe, die ich zeige, für sich genommen geschichtlich bedeutend sind.
Eigenartigerweise wurden Studien zu einem wichtigen Thema wie „Die Britische Post“ selten –
wenn überhaupt – gezeigt. Einer der Faktoren ist natürlich die Komplexität. Personen wie
Alcock und Holland und Willcocks und Jay haben ihr Sammlerleben damit verbracht, eben
dieses Thema zu erforschen und auszuschöpfen; aber neu entdeckte Handstempel und sogar
Postbestimmungen – z.B. die Buchgebühr – tauchen nach wie vor auf. Diejenigen, die mich
kennen, wissen, dass mich diese Herausforderung reizt, was natürlich einer Gründe ist, warum
wir alle das Sammeln lieben.
Es war König Charles I, der am 1. Juli 1635 eine Bekanntmachung herausgab zur Einrichtung
des „ersten Postbüros von England und Schottland“; zur gleichen Zeit ernannte er Thomas
Withering als ersten Postmeister sowohl für Inlands- als auch Auslands-Post. Die Britische Post
war endlich entstanden, obwohl noch viele Entwicklungen stattfinden mussten, bis sie als die
Organisation erkennbar war, die die weltweit erste Briefmarke herausgab, die ab dem 6. Mai 1840 benutzt werden konnte.
Die Struktur der Präsentation, die ich verwende, folgt der Geschichte dadurch, dass sie die wichtigen Postsysteme zeigt sowie frühe Verwendungen und Veränderungen durch die Post während der Zeit von 1635 bis zum 6. Mai 1840. Schnell stellte ich fest, dass es tatsächlich die britische Geschichte war, der ich folgte. Der Brief ermöglichte ganz einfach die Kommunikation oder Anweisung, aufgrund der geschichtliche Handlungen geschahen. Daher meine Überzeugung, dass Geschichte auf dem Brief beruht.
Bereits früh hatte sich Hamburg im europäischen Postwesen einen Namen gemacht durch das
Betreiben von Diensten wie dem Hamburg-Amsterdamer Botenkurs (ab 1570). Ab dem 17. Jahrhundert nahm jedoch der Wettbewerb deutlich zu, und u.a. die Kaiserliche Reichspost und die Dänische Post machten Hamburg Beförderungsrechte streitig. Deshalb kann man es als einen klugen Schachzug bezeichnen, dass die Stadtpost die bestehenden Verbindungen zur britischen Post in der Nach-Napoleonischen Zeit ausbaute und für den eigenen internationalen Postverkehr nutzte.
Zunächst spielten vor allem temporäre Umleitungen eine Rolle, z.B. die für Post von und nach Spanien und Portugal während des Spanischen Erbfolgekrieges (1795-96). Auch während der Napoleonischen Kontinentalblockade wurde Post zeitweise über diesen Weg umgeleitet. Zügig kamen jedoch andere Verbindungen hinzu, z.B. nach den USA und nach Westindien. Die private Gründung der Amerikanischen Postexpedition (1788) und die anschließende Übernahme durch den Hamburger Senat (1800) ist ein gutes Beispiel.
Aus Vertragssicht ist beim Postverkehr zwischen Hamburg und den USA zwischen der Vorvertragsperiode und der Vertragsperiode zu unterscheiden, wobei die wichtigsten Meilensteine die Verträge zwischen den USA und Bremen (1847), Preussen (1852, Prussian Closed Mail) und Hamburg (1857) waren.
Die Vergabe von Beförderungsverträgen ab 1840 (Cunard Line) war der Start von kosten- und zeitmäßig planbaren Postverbindungen, und es lässt sich bei den sogenannten „Packet Letters“ die Beförderung rekonstruieren.
Während der Verkehr mit den USA, Kanada und der Karibik die weitaus größte Bedeutung im Postaufkommen der Hamburger Stadtpost hatte, konnten aber auch andere Verbindungen über Großbritannien bewerkstelligt werden. Dazu zählen die West- und die Ostküste von Südamerika – an die Westküste via Panama und die Ostküste via St. Thomas. Exotischer wird es dann, wenn es um Post von und nach Südafrika (Cape Colony) geht. Als wirklich rar lassen sich Briefe bezeichnen, die von und nach China, Australien und Neuseeland über Großbritannien liefen.
Die Präsentation soll zeigen, wie sich die Hamburger Stadtpost durch ein geschicktes „Postal Networking“ gegen mächtige Wettbewerber zur Wehr setzte. Dass dieses eine geradezu globale Dimension hatte, lässt sich besonders gut mit der britischen Drehscheibe im internationalen Postverkehr Hamburgs zeigen. Der Transit ermöglichte den Hamburgern Postverbindungen mit allen Erdteilen.
In den militärischen Auseinandersetzungen während dem Kontinentalkrieg bewirkten drei Schlachten
eine 23-jährige Behinderung der normalen Postverbindungen zwischen Großbritannien und den
Kontinent. Die Schlacht bei Jemappes in Süd Belgien machte den Anfang mit einer Schießung der
Seepostverbindung zwischen Ostende bzw. Calais und Dover bis zur Schlacht von Neerwinden (Süd
Flandern) 18. März 1793. In der kurzen Zeitspanne bis zur dritten Schlacht in Fleurus in Süd Flandern
1793 als die Franzosen Belgien besetzten lief die Post noch einigermaßen normal, doch am Ende 1793
Anfang 1794 wurde mit wenigen Ausnahmen der Spanischen Post über England und Belgien die
Verbindungen von England mit den Kontinent über Frankreich und Belgien geschlossen (Abb. 1).
Die erste Umleitungsversuche der Britischen Post wurden über die Niederlande geleitet, wobei die
Briefe aus Spanien in London mit dem einem ‘S‘ im Kreis (Spain) gestempelt wurden (Abb. 2 und 3).
Eine Postverordnung vom 21 Januar 1795 aus London machte damit Schluss. Die Briefe mussten daraufhin über Hamburg umgeleitet werden. In der Versuchszeit gibt es von London die nur drei bekannten Kreisstempel ‚‘1‘, ‘2‘ und ‘3‘ im Kreis deren Verwendung erst vor Kurzem erklärt und belegt werden konnte von zwei entsprechende Postnotizen vom GPO London vom 7. Februar 1795
und 12. September 1793 (Abb. 2). Die feste Verbindung über Hamburg (abgesehen von der zwischenzeitliche Friedensperiode (Amiens 1802) mit einer typischen 1/ (Shilling) Postnotiz auf der Rückseite wurde abgelöst vom Vertrag Thurn und Taxis – Frankreich vom 25. Juni 1803, der einige neue Stempel hervorbrachte: R.4. in verschiedenen Formen sowie der seltsame Kastenstempel ‚Via
France &/ Germy‘ seit einem Jahr entdeckt und auch kürzlich erklärt anhand des Vertrages (Abb.4).
Es gibt auch einige seltene Belege, welche trotz der Sperre über Frankreich geleitet wurden und im
Pariser Rebuten Büro landeten. Auch von Diplomatenpost über den normalen Postweg existiert nur ein Beleg mit einem entsprechenden Stempel.
Abschießend gab es auch die sogenannte Schmuggelpost mit Fischerbooten über Ostende und
Hellevoetsluis in Holland (Abb. unten).