Die Briefmarken Helgolands haben im Laufe der Zeit keinen guten Ruf aufgebaut. Zu kompliziert, Fälschungen, die vielen Neudrucke - von den vielen rückdatierten Abstempelungen ganz zu schweigen. Kurz gesagt, ein philatelistischer ‚Sumpf‘, der nur von einigen vom rechten Wege abgekommenen Philatelisten gesammelt wird. Zu Unrecht. Anhand der faszinierenden Postgeschichte wird versucht, einigermaßen Licht in`s Dunkle zu bringen.
Der Vortrag erzählt von den postalischen Anfängen, die aus strategischer Sicht erst so richtig Anfang des 19. Jahrhunderts Gestaltung fanden. Die Insel ging damals in britischen Besitz über, unterhielt aber enge postalische Beziehungen zur freien Stadt Hamburg. In diesem Zusammenhang ist es dann auch nicht ganz überraschend, dass die ersten benutzten Briefmarken auf Helgoland gerade Hamburger Marken waren.
Mitte der 1860er Jahre fingen die Briten an, Initiativen zu ergreifen, die Postadministration in eigene Regie zu übernehmen. Da eigene Marken nicht direkt verfügbar waren, entstand eine sehr interessante, kurze Übergangsperiode, in der Hamburger Marken unter britischer Postadministration geführt wurden. Eigene Marken, deren Wertstufen sich nach den gängigen Tarifen richteten, erschienen erst 1867. Als sich im Laufe der Zeit die politische und postalische Lage Hamburgs mit dem Zutritt zum Norddeutschen Bund, später dann zum Deutschen Reich, und letztendlich zum Postverein änderte, hat dies auch Folgen für die postalischen Tarife von Helgoland und die damit verbundene Notwendigkeit von neuen Wertstufen.
Die Ausgaben verzeichnen eine große Skala an verschiedene Ausführungen, - sei es in Druckbild, Papier, Trennungsart oder Farbe - die in Zusammenhang mit der postgeschichtlichen Entwicklung und dem technischen Fortschritt verdeutlicht werden konnten. Damit sollte auch Schritt für Schritt ein Einblick verschafft werden, die Hintergründe, Zusammenhänge und teils auch die Seltenheit der einzelnen Ausgaben oder Auflagen besser zu verstehen. Auch die Stempelvielfalt dieses Sammelgebietes sollte nicht unbeachtet bleiben.
Als im August 1890 die britische Posthoheit auf der Insel endgültig auf die deutsche Reichspost übertragen wurde, kam damit nicht nur das Ende der etwa 80 jährigen britische Verwaltung, sondern gleichzeitig wurde uns ein abgeschlossenes und faszinierendes Sammelgebiet voller Feinheiten überlassen, das es verdient hat, besser verstanden zu werden.
Die Republik der Vereinigten Niederlanden wurde International offiziell im Frieden von Münster im Jahr 1648 anerkannt. Es war eine Föderation von sieben Provinzen. Unter dem Einfluss der französischen Revolution wurde dies die Batavische Republik im Jahr 1795 und das Königreich Holland im Jahr 1806. Danach folgte im Jahr 1810 die Annexion durch Frankreich, bis Ende 1813 ein neuer Anfang gemacht wurde und das Königreich der Niederlande entstand.
Die politische und soziale Entwicklung beeinflusste die Organisation der schriftlichen Kommunikation. Die politische und wirtschaftliche Macht war eng mit der Entwicklung der großen Städte verflochten. Amsterdam war bei weitem die wichtigste Stadt der Republik für Produktivität, Handel und Verkehr. Poststellenwarenin großen Städten konzentriert. Die Postgesellschaft wurde als wirtschaftliches Unternehmen angesehen, es musste Profit gemacht werden. Der Service für die Bürger in den Städten war bei Weitem nicht das Hauptmotiv.
Landwirte und Landleute – die Bewohner des Landes – waren bis 1750 bezüglich des Briefverkehrs vollständig abhängig von Postämtern in den Städten. Die Landleute haben für den Versand von Briefen in dieser Gegend nur Freunde oder Boten.
Die Niederlande sind ein Wasserland. Die Treckschuten (Holzboote für Binnen-Wasserstraßen) segelten primär für den Personenverkehr auf einem festen Weg von einer Stadt zur anderen. Briefe konnten auch unterwegs in Dörfern und Kleinstädten gesammelt und abgegeben werden. Von 1650 bis 1850 war dieses Mobilitätssystem sehr wichtig für Leute in den westlichen und nördlichen Provinzen der Niederlande. Der Briefverkehr über Wasser ging mehrmals pro Tag zu festen Zeiten. Diese Form der Briefzustellung war aber langsam und teuer.
Von 1750 bis 1807 waren die Möglichkeiten für den Postverkehr in ländlichen Gebieten äußerst begrenzt. Entlang der Postwege hatten die Postmeister nur einige „entre-postes“ (Landes-Postämter). Mit der französischen Revolution im Jahr 1789 und ihren Folgen ändert sich in der niederländischen Gesellschaft auch ihr Denken über die Rolle der nationalen Regierung im Postsektor. Im Jahr 1807 wurde in den Niederlanden erstmals eine nationale Postorganisation freigegeben. Es kam Uniformität in die Tarife, die Postwege wurden besser organisiert und die Postzustellung erfolgte an mehreren Tagen pro Woche. Zusätzlich waren mehrere kleine Plätze zwischen 1807 und 1811 im Postnetz enthalten.
Im Jahr 1810 - die Niederlande waren damals Teil des französischen Reiches – wurde dies durch die Einführung des französischen Postsystems, das in der „Algemene Instructie“ festgelegt ist, verstärkt. Es war ein starker Impuls für den Postbetrieb in den französischen Departements in Holland. Für die Provinz wurden mehr als hundert Vertriebsbüros nach französischem Vorbild eingerichtet. Der Administrator einer Vertriebsstelle bekam für jeden Brief eine Provision, meistens einen Penny pro Brief. Infolgedessen blieben die Kosten für den Briefverkehr in ländlichen Gebieten hoch. Die Kontrolle der französischen Beamten über den Briefverkehr war gut. Dienstleistungen für die Bevölkerung in allen Gemeinden waren nun wichtig! Bis 1850 wurden mehr als 300 Büros (Distributiekantoren) an kleineren Stellen eingerichtet.
Posthistorisch interessant ist die Praxis der Distributoren bei der Abwicklung der Briefpost, wie z. B. einen handschriftlichen Hinweis zum Abgang auf dem Brief zu platzieren. Später kamen auch eigene Stempel dazu. Diese sind sehr vielfältig.
Die Verträge von den nationalen Postdiensten mit Distributoren waren auf die örtlichen Gegebenheiten zugeschnitten. Dies führte häufig zu Konflikten über die Abgrenzung ihrer Aufgaben. Die Umsetzung der Postdienste wurde kaum überwacht, so dass es noch Spielraum für alternative Möglichkeiten des Briefverkehrs gab. Sekundäre Ressourcen wie die Treckschute und Postkutsche blieben ebenso Teil des Briefverkehrs.
Die Neuzuweisung kam um 1850; Vertriebsbüros wurden in Hilfsbüros (Hulpkantoren) für Briefe umgebaut. Distributoren wurden Briefbringer (Brievengaarder). Sie waren jetzt als Beamte beschäftigt. Die Treckschute verschwand im Jahr 1850 aus dem Briefverkehr. Insbesondere die Entwicklung der Eisenbahnstrecken nach 1840 bot den ländlichen Gebieten bessere Möglichkeiten direkt in den Postverkehr eingebunden zu werden. Nach 1850 wardas Ziel des Postbetriebs nicht vorrangig der wirtschaftliche Gewinn, sondern der Service für alle Einwohner.
Lübeck war eine Schnittstelle zum Baltikum mit Handelsbeziehungen im Norden von Europa von Ost nach West und vom Norden Skandinaviens bis zum Süden von Europa. Die Vielfalt der unabhängigen und voneinander abhängigen Postdienste der Stadt war komplex und änderte sich laufend. Lübeck war ein Gründungsmitglied der Hanse, einer Vereinigung von Handelskaufleuten, und bezeichnet sich noch heute als Hansestadt trotz des formellen Endes in den frühen 1860er Jahren. Als "Königin des Baltikums" hatte Lübeck eine zentrale Rolle in der Hanse.
Die Stadt war eine konstitutionelle Republik und eine Freie Stadt unter der direkten Kontrolle des Römischen Herrschers bis 1806 und den Französischen Revolutionskriegen und war ein Gründungsmitglied des Deutschen Bundes im Jahr 1815, der vom Wiener Kongress bestätigt wurde.
Im Jahr 1867 umfasste Lübeck eine Fläche von 270 Quadratkilometern einschließlich der alten Kaufmannsstadt Lübeck, dem Hafen Travemünde (an der Mündung des Flusses Trave) und 52 kleineren Dörfern und Weilern. Die Bevölkerung des gesamten Gebietes, nicht nur die des historischen Stadtzentrums der ursprünglichen befestigten Insel, wurde im Jahr 1834 auf 36.464 geschätzt, im Jahr 1864 auf 50.399 und im Jahr 1871 auf 52.158.
Im Jahr 1806 beherbergte die Stadt vier bedeutende Postdienste: Die Stadtpost, die Dänische Post (ursprünglich in den Händen der Stadtpost, aber später unabhängig), die Thurn und Taxis Post und zu dieser Zeit die Französische Post. Jede bediente verschiedene Teile Europas. Zusätzlich gab es weitere, eher lokale Dienste wie z. B. den Botendienst des Eutiner Bischofs und verschiedene, andere rein deutsche Organisationen mit Kursen nach Hamburg, Berlin, Mecklenburg, Hannover (Braunschweig und Lüneburg) und Pommern.
Die Stadt gab am 1. Januar 1859 Briefmarken mit dem Wasserzeichen "Blumen" in fünf Wertstufen heraus. Die 1/2 und 1 Schilling wurden auf Papier ohne Wasserzeichen nachgedruckt und am 5. April 1862 herausgegeben. Diese Präsentation zeigt die Post- und Zustelldienste mit Bezug zur Stadt vor der Gründung des Norddeutschen Bundes (Norddeutscher Postbezirk) am 1.Januar 1868.