09.01.2015
Als Tochter des Kupferstechers Matthäus Merian d. Ä. trug sie bereits einen großen Namen – doch sie schaffte es mit ihrer eigenen Leistung als Malerin, Kupferstecherin und Naturforscherin, zu einer weltweiten Berühmtheit zu werden.
Sie erforschte und malte Insekten und Pflanzen und reiste dafür sogar ins ferne Surinam: Maria Sibylla Merian (1647 – 1717) führte ein abenteuerliches, für die damalige Zeit äußerst ungewöhnliches Leben. Ihre Werke, die Fachwissen und künstlerische Fertigkeit in faszinierender Vollendung vereinen, gelten als Höhepunkte der alten wissenschaftlichen Buchkunst.
Es waren damals keine rosigen Zeiten für wissensbegierige und tatendurstige Mädchen: 1647 wurde Maria Sibylla Merian in Frankfurt am Main geboren. Ihr Stiefvater, der Blumenmaler und Kupferstecher Jacob Marell, brachte ihr das Kupferstechen, die Aquarell- und die Blumenmalerei sowie das Zeichnen bei – eine damals für Mädchen eigentlich undenkbare, informelle Lehrzeit und für Maria Sibylla die Chance, die sie nutzte. Schon als Elfjährige beherrschte sie das Kupferstechen.
Ihre zweite Leidenschaft galt der Wissenschaft: Massenweise brachte sie die unterschiedlichsten Raupen ins Haus, beobachtete fasziniert deren Verpuppung und freute sich, wenn der Kokon aufbrach und ein neuer Schmetterling – ein „Sommervögelein“, wie sie es nannte – zum Vorschein kam. Ihre Beobachtungen wurden sorgfältig gezeichnet und aquarelliert.
Auch nach ihrer Heirat und als Mutter zweier Töchter in Nürnberg malte Maria Sibylla, fertigte Stiche an und gab einer Gruppe von Frauen (einer „Jungfern Companey“) Malunterricht. Und sie sammelte weiterhin ihre Raupen, deren Verwandlungen sie in Zeichnungen und Gemälden festhielt. Zwischen 1675 und 1680 erschien ihr dreiteiliges Neues Blumenbuch, in dem auf Kupferstichen Blumen, Sträuße und Kränze, vereinzelt mit Raupen, Schmetterlingen und anderen Tieren, naturgetreu abgebildet waren – ein heute äußerst seltenes Vorlagenwerk. 1679 folgte Der Raupen wunderbare Verwandelung, 1683 hierzu der zweite Band. Auf den insgesamt 100 Kupfern waren Insekten in ihren diversen Lebensstadien um eine Pflanze herum abgebildet, dazu ein Begleittext, in dem Maria Sibylla den am Tier erfolgenden Wandel schilderte – eine für die damalige Entomologie sehr bedeutsame Visualisierung des Prozesses der Metamorphose.
Für ein Frauenleben im 17. Jahrhundert ist diese Biografie schon äußerst ungewöhnlich. Für Maria Sibylla Merian jedoch sollte das eigentliche Abenteuer ihres Lebens noch kommen:
Ihren Mann hatte sie mit 39 Jahren verlassen, um mit ihren Töchtern in der Religionsgemeinschaft der Labadisten zu leben. Doch schon fünf Jahre später, 1691, zog sie nach Amsterdam und verdiente ihr Geld mit Malerei und Malunterricht. Mit großem Interesse besichtigte sie die dortigen naturkundlichen Sammlungen mit Insekten aus fernen Ländern, denen jedoch der Bezug zum Prozess der Fortpflanzung und Verwandlung der Tiere fehlte, auch gab es zu diesem Thema kaum Literatur. Das forderte die Forscherin und Künstlerin heraus: Sie verkaufte all ihr Hab und Gut und bestieg zusammen mit ihrer Tochter Dorothea ein Schiff nach Surinam in Südamerika, wo die beiden im Spätsommer 1699 eintrafen. In Wäldern und Plantagen wurde nach neuen Raupen und Insekten gesucht. Spinnen, Schlangen, Eidechsen, Vögel, Kröten oder Muscheln waren ebenfalls begehrte Forschungsobjekte. Die Tiere wurden abgemalt, in Branntwein eingelegt oder gepresst sowie beschriftet, nummeriert und konserviert, um sie zu Hause dann malen oder verkaufen zu können. Nach knapp zwei Jahren kehrten Mutter und Tochter nach Amsterdam zurück. Vier Jahre später erschien Merians Hauptwerk Metamorphosis Insectorum Surinamensium: ein beeindruckender Foliant von 60 Kupfern mit den Insekten der Neuen Welt, in Merian-typischer Art in den Entwicklungsstadien abgebildet, dazu die Wirtspflanze der Larven sowie ein Begleittext. Nicht nur wegen des hier vermittelten Fachwissens, sondern vor allem durch dessen Verknüpfung mit der hohen künstlerischen Qualität der Illustrationen gilt das „Insektenbuch“ als eines der bedeutsamsten Glanzlichter der alten naturwissenschaftlichen Buchkunst. Als Maria Sibylla 1717 in Amsterdam starb, war sie eine international bekannte Persönlichkeit. Ihre Kupferstiche sind heute begehrte Kunstwerke, die auch heute noch die Anziehungskraft des Exotischen und Besonderen vermitteln.
Ein deutschlandweiter „Brennpunkt“ für das Werk der Maria Sibylla Merian befindet sich in Sindelfingen: Schon seit vielen Jahren hat das Kunstkabinett Strehler sich auf die bedeutende Malerin und Forscherin spezialisiert, nahezu das komplette Werk der Merian ist in diesem renommierten Antiquariat für hochwertige Grafik vertreten. Das traditionsreiche Haus, das in diesem Jahr sein 40-jähriges Jubiläum feiert, wurde 1975 von Brigitte Strehler gegründet, seit 1994 wird es von ihr gemeinsam mit ihrer Tochter, der Kunsthistorikerin Birgit Strehler, geführt. Beide Frauen sind hochrangige Expertinnen für das Werk der Maria Sibylla Merian: „Was uns schon immer fasziniert hat, ist diese wagemutige, toughe Frau, die mit ihrem Forscherdrang all den damaligen Widrigkeiten der Männerwelt getrotzt und diese weite Reise unternommen hat“, erzählt Birgit Strehler. Über das Werk der Merian hinaus bietet das Kunstkabinett Strehler eine reiche weitere Auswahl an Kunst auf Papier: Von alten Dürer-Grafiken bis hin zu Picasso-Werken spannt sich der Bogen.
Eine gute Gelegenheit, das Werk der Maria Sibylla Merian sowie das ebenso erlesene wie breit gefächerte weitere Kunstangebot des Kunstkabinetts Strehler kennenzulernen, bietet sich auf der „Antik & Kunst“ : Als unangefochtene „Lokalmatadoren“ sind die beiden Kunstexpertinnen hier mit ihrem Stand vertreten und offerieren ihre begehrten Kupferstiche, Drucke und Grafiken einem kunstsinnigen Publikum.
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