20.02.2015
Eine neue Sammelform wird bei den Briefmarkenfans immer beliebter: „Social Philately“ heißt der neue Trend, der in den 1980er-Jahren in Australien und Neuseeland begann und seit der Jahrtausendwende zunehmend auch in Europa Einzug hält. Im Mittelpunkt steht ein Ausgangsobjekt, dessen historischen, regionalen oder biografischen Kontext der Sammler erforscht und dokumentiert. Die lebendige Geschichte, die dabei entsteht, fasziniert nicht nur Briefmarkenfans …
Ein Luft-Feldpostbrief aus dem Zweiten Weltkrieg, aufgegeben am 20. November 1942 von einer Mutter in dem kleinen Dorf Homberg. „Mein lieber Junge …“, schreibt sie an ihren Sohn, schildert ihm das Leben zu Hause und ihre große Sorge um ihn. Der Brief erreicht den Sohn aber nicht mehr lebend: „Zurück, Empfänger gefallen für Gross – Deutschland“, steht auf dem Umschlag. Der Brief ist ein historisches Dokument, eine bewegende Momentaufnahme aus schlimmen Zeiten, mit dem ein Einzelschicksal philatelistisch dokumentiert wird. Wer war die Mutter, die diesen Brief vergeblich schrieb? Was hat sie alles darin zu Papier gebracht? Und wo genau in Homberg wohnte die Familie? Wie sah der Ort damals, 1942, wohl aus? …
Stück für Stück setzt der Anhänger des „Social-Philately“-Trends sich jetzt rund um diesen Brief ein „Puzzle“ zusammen, das schließlich in einer „Gesamtschau“ den historischen, regionalen und auch biografischen Kontext seines Sammelobjektes abbildet. Fotos, Postkarten, Zeitungsausschnitte, Landkarten und viele andere Materialien kommen dabei neben dem klassischen, rein philatelistischen Material zum Einsatz. Anders als beim konventionellen Briefmarken-, Beleg- und Ganzsachensammeln, wo es vor allem um Frankatur, Portostufe, Entwertung und dergleichen geht, kann der Sammler dadurch sein „Puzzle“ auch über den philatelistischen Tellerrand hinaus extrem facettenreich und spannend gestalten. Der Brief wird damit zu einem neuen Leben erweckt: Er ist der Ausgangspunkt für eine detailreich gestaltete wahre Geschichte, bei der der Gestalter auf Spurensuche gehen und seine individuellen Schwerpunkte setzen kann.
Entstanden ist die „Social Philately“ bereits in den 1980er-Jahren in Australien und Neuseeland. Im Jahr 2000, als Bestandteil einer Ausstellung in Großbritannien, lernten auch die Europäer diese neue Form des Sammelns kennen und nahmen den Trend begeistert auf. „Die ‚Social Philately‘ ist ein neuer, soziologischer Ansatz und gehört derzeit zu den am stärksten wachsenden Ausstellungsklassen“, erklärt Jan Billion, Philatelie-Experte und Herausgeber der Fachzeitschrift „Deutsche Briefmarken-Revue“.
Die Messe Sindelfingen organisiert zusammen mit Billion demnächst einen der bedeutendsten Events der Briefmarken-Branche in Deutschland, auf dem neben den klassischen philatelistischen Sammelstücken nebst Zubehör auch viele Briefe und andere Objekte offeriert werden, die sich als Startobjekt für „Social Philately“ eignen: die Internationale Briefmarken-Börse München, die vom 5. bis 7. März im MOC stattfindet. Die Messe gilt als ein Top-Termin der Branche und zieht jedes Jahr aufs Neue Tausende von Sammlern und Interessierten in den Münchner Norden. „Wir machen an diesen drei Tagen aus dem MOC einen Brennpunkt der Philatelie“, sagt Projektleiterin Martina Kaiser vom Team der Messe Sindelfingen, das die Briefmarkenmesse bereits zum 18. Mal in der Bayern-Metropole erfolgreich ausrichtet. Renommierte Händler aus dem In- und Ausland, Postverwaltungen oder deren Agenturen, Fachverlage, Auktionshäuser, Arbeitsgemeinschaften und philatelistische Verbände werden auch in diesem Jahr wieder auf der Messe erwartet und präsentieren ihre Schätze – ein breites Spektrum an Sammelstücken wie Briefmarken, Belegen, Ganzsachen, Ansichtskarten und Briefen in den unterschiedlichsten Preissegmenten, dazu jede Menge an Sammlerzubehör – vom traditionellen Briefmarkenalbum bis hin zur aktuellsten philatelistischen Software. Geballtes Fachwissen und intensive Beratung für versierte wie zukünftige Sammler bietet das „Zentrum Philatelie“. Martina Kaiser: „Hier stehen zahlreiche Experten verschiedener renommierter Verbände sowie ein Dutzend Arbeitsgemeinschaften mit all ihrem Wissen für das Publikum bereit.“ Weitere fachliche Highlights bietet das „Forum für Sammler“ mit seinem informativen Vortragsprogramm.
Die perfekte Gelegenheit für Briefmarkenfans, sich über die neuesten Trends auf dem Philatelie-Markt zu informieren sowie neue Objekte für die eigene Sammlung zu erwerben – und ein reiches Terrain für interessierte Neueinsteiger.
Die Internationale Briefmarken-Börse München findet vom 5. bis 7. März im MOC München statt und ist Donnerstag und Freitag von 10 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Alle Informationen zur Internationalen Briefmarken-Börse München 2015 finden Sie hier
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